soeben gesehen:
eine junge, sehr aufgetakelte (hochhackige schuhe, kurzer rock, schöne bluse) junge japanerin kommt aus der ubahn station karlsplatz und betritt den resselpark. sie blickt sich um und startet auf den ersten menschen zu, den sie sieht: einen etwas grimmig aussehenden, heruntergekommenen älteren herren, der an einer wand lehnt. in einer hand hält er eine bierdose, zu seinen füßen liegen ebenfalls ein paar wohl schon leere dosen und sein hund. energisch tritt sie auf ihn zu und ich merke, wie ich (ohne, dass ich wirklich einen grund nennen könnte, außer dass der kerl nicht die art mensch ist, die man anspricht) mir "uhhh" denke, und hält ihm einen zettel unter die nase, auf der sich scheinbar eine adresse befindet. die miene des mannes hellt sich augenblicklich auf und sehr freundlich und engagiert erklärt er ihr mit händen und füssen den weg und zeigt in eine richtung, in die sie dann auch eilig verschwindet. an seinem immer noch strahlenden gesichtsausdruck, mit der er ihr nun nachblickt, während er seinen hund tätschelt, ist erkennbar, dass die frau - ohne es zu beabsichtigen - ihre gute tat für den heutigen tag vollbracht hat.
und ich sollte an meinen vorurteilne arbeiten.
ich habe beinahe 30 jahre meines lebens gebraucht, um herauszufinden, dass ich krautfleckerl mag, ein paar monate länger noch, um zu bemerken, dass fenchel essbar ist - zumindest wenn man ihn mit etwas würzt, das stärker schmeckt, als er selbst.
ich bin gespannt, was das leben noch für mich bereit hält...es ist schön, älter zu werden!
"Die (sic) Rausch ist der höchste Zustand des Menschen. Nur betrunken lebt man wirklich. Alles bekommt einen anderen, einen wahren Wert, den des Augenblicks."
fazit: erstaunlich bzw. eher langweilig unanstrengend. keine zwischenfälle, keine stürze, reifenplatzer, nicht einmal muskelkater - nur arschweh. allerdings multiplizierten sich die schmerzen nach stunde 2 nicht mehr.
das mühsamste: der rucksack am rücken (memo an mich selbst: seitentaschen! seitentaschen! gepäckträger!) und der zwischenstopp in hainburg, weil dort natürlich der burgberg erobert werden musste. bei 33 grad macht das wirklich keinen spaß.
bratislava selbst: toll! toll! toll!
(und das nicht nur wegen der bierpreise)
sonst so?
- bratislava ist so klein, dass sogar ich es zu jeder zeit und in jedem zustand allein zum hostel zurück geschafft hätte!
- ein absackerbier ist eigentlich sinnlos, wenn man es gar nicht mehr sieht, weil die äuglein schon zu klein sind und man sich selbst dauernd wach-watschen muss, um es auch trinken zu können.
- mit balsam und fingern geht alles
- tut's weh? nein. dann ists nur dreck...
- wenn die geplante shopping-tour ausfallen muss, weil man das pech hat, genau an einem feiertag hinzufahren, muss das geld halt für bier und süßigkeiten ausgegeben werden.
die frage, die bleibt:
- gelten die kurzen ampel-intervalle dem schutz vor der überalterung der bevölkerung?
dieses kostete mich 2 bier:
und stermann und grisseman (bzw. eher der kleine ortega) weitere 2. pffft, das slovakische bier hat was mit meinen gehirnwindungen angestellt.
gestern wandte sich das fräulen d. mit folgender frage an mich: "ach herrje. die kleinen paranoia die sind wieder in meinen kopf geflüchtet. hast du irgend ein vernichtungsmittel parat?"
das brachte mich zum lachen, kann ich in diesen breiten doch zu den führenden paranoia-produzentinnen gezählt werden.
ich besitze paranoien in allen formen, farben, gerüchen und für jeden zweck. in ermangelung eines abstellraumes hausen diese biester in meinem kleiderschrank. dass das nicht der ideale lebensraum für sie ist, muss nicht extra erwähnt werden. damit beziehe ich mich nicht so sehr auf den bereich der artgerechten haltung (wie hält man paranoien artgerecht? ) als den überblick, den ich damit nicht über sie habe. denn immer wieder schafft es die eine oder andere, in einer hosentasche verkrochen oder an einen blusenkragen geheftet, den weg aus dem kasten heraus in meine nähe, wo sie dann, lange unbemerkt den ganzen tag mit mir verbringt.
eine sonderstellung nimmt meine lieblingsparanoia ein:
sie ist grün, hat eine makellose, wunderschön schimmernde oberfläche und verströmt einen dezenten duft nach limette. sie besitzt in meinem kasten eine eigene lade, wo sie getrennt von den anderen paranoias die meisten tage verbringt. von zeit zu zeit, wenn mir gar zu langweilig wird, weil ich zur abwechslung einmal im einklang mit mir selber bin und an nichts etwas auszusetzen habe, meine liebe grüne paranoia also zu vertauben droht, packt mich das mitleid mit ihr, dann hole ich sie hervor und poliere ihre oberfläche, bis sie wieder glänzt. das mag sie und dankt es mir, indem sie sich an meinen hals schmiegt. an die stelle knapp unter meinem ohr, wie ich es so gern habe. so brav sie tagsüber ist und es mittlerweile nach langen jahren bei mir akzeptiert, in ihrer lade zu bleiben, so schafft sie es denndoch ab und zu des nachts, sich zu befreien und kommt dann in mein bett gekrochen. paranoien schlafen eben nicht gern allein.
jedenfalls haben frl. d und ich uns überlegt, wie wir die überflüssigen paranoien loswerden könnten. dazu werden wir sie in einem ersten schritt zusammenführen und untereinander durchmischen. das sollte die verkaufschancen erhöhen. allerdings fehlen uns noch die nötigen marketingstrategien.
1. wir könnten sie mit dem spruch "zum sammeln, tauschen und anderen unter den kopfpolster legen" anpreisen.
2. hat frl. d. vorgeschlagen, sie zu verlosen, à la gewinnen sie heute: "violett-orange gestreifte unberechtigte paranoia. im doppelpack. "
das muss natürlich noch genauer ausgetüftelt werden. auch ein online-shop wäre vielleicht nicht schlecht. und vorschläge sind herzlich willkommen.
...madame rucola macht sich auf zum laufen. es geht besser als erwartet, deshalb läuft sie weiter als geplant und ist (na da schau her!) auch noch schneller als erwartet. also entschließt sie sich, noch 15 mins. dran zuhängen, um die stunde voll zu machen. kurz vorm ende der strecke trifft sie den herrn m., dem sie ab und zu über den weg läuft. er stets frisch, grinsend, motiviert, sie stets mit hochrotem kopf und aus dem letzten loch pfeifend. der herr m. ist nämlich ein viech und die bezeichnung durchaus positiv gemeint und bewundernd, weil der herr m. nämlich ca. 3mal pro woche um die 20km läuft, während madame rucola noch daran arbeitet, endlich die 10km-grenze zu überschreiten, der sie heute wieder ein stückchen näher gekommen ist. jedenfalls fragt sie ihn: "na, und? wo läufst du heute hin?" er antwortet mit einer wegwerfenden handbewegung: "heute nur die kleine runde." sie, ironisch: "ah, heute "nur" 10km?" er, ernst: "nein, 15." da schrumpft ihr erfolgsgefühl auf die größe eines mäuschens und jagt ins nächste gebüsch davon...