Mittwoch, 2. November 2016

Es lebe der Zentralfriedhof!

Allerheiligen am Zentralfriedhof ist irgendwie eine Mischung aus Kirtag und Schnitzeljagd. Draußen, vor dem Friedhof, von glückselig lächelnden und entspannt wirkenden Menschen umgebene mobile Zuckerwattelangoseisbierundspielzeugstände, drinnen dann wie aufgeschreckt kreuz und quer durch die Gegend laufende Menschen, zumeist in der einen Hand einen Friedshofsplan, in der anderen ein zu einem vollkommen überhöhten Preis erworbenes, trotzdem aber bereits halbverwelktes Blumenarrangement. Nur die wenigsten schaffen es tatsächlich, die Gräber zu finden, die sie besuchen wollen. Die anderen geben früher oder später auf.
Auf den Eckgräbern liegen die meisten Blumen – von jenen hingeworfen, die vor Hunger, Kälte und Verzweiflung zitternd, beschämt, oft dabei vor sich hinweinend den Heimweg angetreten haben. Von jenen schadenfroh beäugt, die es (diesmal!) tatsächlich zu den richtigen Gräbern geschafft haben.

Und weil ich es seit Tagen im Ohr habe: https://www.youtube.com/watch?v=Prloh05Np4U

Hauptsache, die Zeit vergeht

Wie misst man eigentlich die Zeit nach einer Trennung?
Darin, wie viele Staffeln Gilmore Girls man innerhalb einer Woche schauen kann? (Drei!)
Darin, wie lange man es schafft, die Wohnung nicht zu verlassen? (Solange Bier und Schokolade vorhanden sind)

Die letzten Wochen sind in meinem Gedächtnis nur als eine einzige Nebelwolke vorhanden. Es ist unmöglich, einzelne Tage voneinander abzugrenzen. Welcher (Wochen-)Tag ist denn heute eigentlich? Wann habe ich IHN zum letzten Mal gesehen? Wann war ich das letzte Mal draußen? Wann habe ich zum letzten Mal richtig gegessen, wann geduscht, wann mit jemandem gesprochen? Ich weiß es nicht – und es ist mir auch völlig gleichgültig.

Die Morgen und Abende sind am allerschlimmsten. Die Morgen, weil es keinen wirklichen Grund gibt, aufzustehen. Wozu? Nur um darauf zu warten, wieder schlafen zu gehen? (Trennungen an sich sind schon blöd, eine Trennung, während man arbeitslos ist, die schlechteste Idee aller Welten und Zeiten). Die Abende sind schlimm, weil das die Stunden sind, in denen ich mich am einsamsten fühle. In denen ich mich frage, wie es IHM wohl so geht, was ER macht? Ich hoffe, nein, ich wünsche mir, dass es ihm gut, besser (am besten!) geht.
Was tue ich dazwischen? Welche Pläne habe ich? Worauf habe ich Lust? Zwischen Aufstehen und Schlafengehen vergeht die Zeit nicht, die Stunden ziehen sich. Ich muss daran denken, dass meine Oma immer sagt: „Hauptsache, die Zeit vergeht!“ Jetzt verstehe ich, was sie damit meint und wie sie sich wohl fühlen muss. Wie einsam, wie allein. Ich beschließe, sie in Zukunft öfter anzurufen, öfter zu treffen. Bald. Sobald ich selbst wieder zu Kräften gekommen bin.

Von einer Freundin habe ich den Tipp bekommen, eine Liste anzufertigen mit Dingen, die ich immer schon machen wollte, wie verreisen, wandern, einen neuen Sport ausprobieren, auf ein Konzert gehen, ins Theater, ins Museum, und täglich eines dieser Dinge zu machen. Meine Liste ist allerdings immer noch leer, wahrscheinlich sollte man solche eher in Momenten anfertigen, in denen man vor lauter Arbeitfreizeitliebesstess nicht weiß, wo einem der Kopf steht und man sich an bessere Orte träumt. Im Moment träume ich nicht. Ich warte. Ausschließlich. Und dieses Warten ist so kräfteraubend, dass ich keine Energie für andere Dinge besitze. Worauf warte ich eigentlich? Ich warte auf einen Morgen, der besser sein wird, als die letzten (wie viele eigentlich?) es waren. Auf einen, der nicht mehr so grau und trüb sein wird (sind Trennungen im Sommer eigentlich weniger schlimm als im Herbst?). Auf einen, an dem ich Lust habe, rauszugehen, Leute zu treffen, an dem ein Lachen nicht mehr ein Ding der Unmöglichkeit scheint. Ich bin reflektiert und weiß, dass es mir besser ginge, dass ich der Zeit ein Schnippchen schlagen könnte, wenn ich mich ablenkte. Aber im Moment kann ich das noch nicht. Hoffentlich bald. Bis dahin kann ich nur warten, überstehen, aufstehen, schlafen gehen, aufstehen, schlafen gehen, weitermachen, weitermachen.. Tag für Tag für Tag für Tag.

„Eine Trennung ist eine Chance, die wir nie wollten.“ Diesen Satz habe ich vor nicht allzu langer Zeit gelesen. Verstehen tu ich ihn immer noch nicht.

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